Sie befinden Sie auf dem Historischen Ortsrundgang von Burgau.
Weitere Stationen finden Sie auf der unten stehenden Karte.
Pfarrhaus
Das ehemalige Pfarrhaus in der Geraer Straße 71 ist ein repräsentatives Gebäude mit Gewölbekeller sowie einstigem Stall, Scheune und großem Garten. Es verfügt über ein hohes Natursteinportal, das mit weiteren Portalen in der Geraer Straße ortsbildprägend ist. Im Erdgeschoss befanden sich Dienst- und Wirtschaftsräume, im ersten Stock wohnte die Pfarrersfamilie, die Bodenräume im zweiten Stock dienten zur Aufbewahrung von Obst, zum Trocknen und wurden erst später zu Wohnräumen ausgebaut. Zur Bauzeit des massigen Pfarrhauses fehlen uns Angaben.
Postkarte von Burgau um 1910 mit Blick entlang der Geraer Straße in Richtung Westen und dem ehemaligen Pfarrhaus im Hintergrund in der Bildmitte
Im 19. Jahrhundert erhielten die Gebäude des Pfarrhofes im Wesentlichen ihre heutige Gestalt, Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgten nochmals Erneuerungsarbeiten, anschließend verschlechterte sich der bauliche Zustand bis 1994 der letzte Pfarrer in den Ruhestand verabschiedet wurde. Das Pfarrhaus blieb weiterhin bewohnt. Da sich der bauliche Zustand weiter verschlechterte, wurde in den 2000er Jahren auf Initiative der Mieter die Wohnungen, die Fassade und das Dach saniert.
Geraer Straße mit dem ehemaligen Pfarrhaus (Bildmitte) (Foto H. Mey 1960er oder 1970er Jahre)
Das stattliche Burgauer Pfarrhaus war der Verwaltungssitz der regionalen christlich-protestantischen Kirche. Burgau besaß während der Herrschaft der katholischen Religion in Deutschland nur eine untergeordnete Bedeutung. Erst nach der Reformation wuchs sie an. Im Pfarrhaus wohnten Jahrhunderte lang die amtierenden Pfarrer mit ihrer Familie und nahmen hier ihre Amtshandlungen vor. Von hier aus betreuten die Burgauer Pfarrer ihre Gemeinde. Das Pfarramt in Burgau war mit zeitlichen Unterbrechungen für die Dörfer Burgau, Winzerla, Göschwitz und Ammerbach zuständig. Die Pfarrer galten als verantwortlich für Bildung und Erziehung, führten Bücher, die über ihren Dienst Auskunft gaben, die die Bewohner des Dorfes erfassten und über besondere Vorkommnisse berichteten. Namentlich bekannt sind 36 protestantische Pfarrer, die hier seit 1523 bis zur Gründung des Dietrich-Bonhoeffer-Sprengels Dienst taten. Die zuständige Jenaer Kirchenverwaltung verlegte das Pfarramt dann nach Winzerla. Sie trugen ihre Persönlichkeit ins Dorf. So erscheint uns Pfarrer Noth (1832-1850) als ein realistischer, lebensnaher Mensch, Pfarrer Möbius (1891-1903) pochte auf seine pastorale Reputation, Pfarrer Peter (1929-1938) galt als dem Staatssystem nahe stehend.
Aquarell von der Geraer Straße um 1910
Weiterführende Literatur
Seibt, S. & T. Keßler (2014): Burgauer Kirchenbuch. Die Geschichte der Burgauer Kirche und der Kirchengemeinde von 1914 bis 2014. – Jena-Burgau, 98 S.
Seibt, S. (2007): 750 Jahre Burgau an der Saale. Geschichtlicher Abriss 1257 bis 2007. – Burgau, 96 S.
Maetzig, D. (2015): Burgau und seine Höfe (2). - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2015: 35-101