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Hofanlage Geraer Straße 79 (Kulturdenkmal)

 

Das Burgauer Gut teilte sich im 19. Jahrhundert mit etwa 40 Bauern in die Burgauer Feldflur und beanspruchte dabei über achtzig Prozent der Bodenfläche. Die Bauernfamilien betrieben daneben noch eigene Handwerke mit kargen Erträgen und arbeiteten bei Bedarf auch auf dem Gut. So gelang es ihnen, sich zu ernähren und sich und ihre Höfe am Leben zu halten.

In Burgaus Dorfmitte befanden sich damals zwei stattliche Bauerngüter. Möglicherweise waren sie einmal aus einem Gut entstanden. Bauerngüter sind Bauernhöfe von einer Größe, die einer Bauernfamilie das Überleben aus eigner Arbeit ermöglicht und ihr auch erlaubt, sich zur Erleichterung ihrer Arbeit ein Arbeitspferd zu halten. Eines der beiden Bauerngüter ist der heutige Hof Geraer Straße 79.

 

Hofanlage Geraer Straße 79 (Foto H. Mey 1970er Jahre)

 

Das Bauernhaus richtet seinen Giebel zur Straße. Jedes Stockwerk lässt eigene Fenster ins Dorf blicken. Im Erdgeschoss spielte sich das alltägliche Leben der Bauernfamilie ab. Das mittlere Stockwerk diente der Ruhe und Entspannung, auch der Lebensfreude. Der Bauer könnte hier gesessen und ein Musikinstrument gespielt haben. Das oberste Geschoß diente dem Bewahren und Verwahren. Hier hinauf stieg man seltener. Eine feste Mauer trennt den Hof von der Dorfstraße. Eine hohe Durchfahrt für Erntefahrzeuge, die durch ein stabiles Tor verschließbar ist, und eine Personenpforte schaffen Durchlass durch die Mauer. Um den Hof herum ordnen sich Stallgebäude, Lagerstätten, Arbeitsräume und auch die Dungstätte, die täglich betreten werden muss. Sie hat die nächste reiche Ernte vorzubereiten. Beeindruckend sind die hohen, schweigsamen Scheunen, in denen der kleine Mensch emsig wirkt. Jahr für Jahr nehmen sie von Neuem anspruchsvolle Getreidegarben, Heu und auch Stroh auf, um alles bis zum Gebrauch zu bewahren. Auch Lebensmittel, empfindliche Früchte, Kartoffeln und Rüben lagerte der Bauer im Keller unterm Wohnhaus.

Auch auf diesem Hof haben die Eigentümer im Verlauf der Zeit gewechselt, doch sie bewohnten und bewirtschafteten ihren Hof immer selbst. Sie gaben ihm Leben. Erst als Julius Richard Berthold Herrmann (*25.11.1848), der vorbereitete Erbe des Hofes, zweiundzwanzigjährig als Gefreiter im Deutsch-Französischen Krieg 1870 – 1871 in der Schlacht von Loigny und Poupry am 02. Dezember 1870 bei Poupry in Frankreich fiel, brach eine lange Entwicklung zusammen. Der stattliche Bauernhof verfiel. Gewiss, der Vater, bereits Witwer, setzte seine Arbeit noch fort, doch ein geeigneter Erbe fand sich nicht mehr. Der Hof geriet in stiefmütterliche Betreuung. Ein halbes Jahrhundert versuchte sich die Familie mit ihm, dann fiel er 1946 der Bodenreform zu und wurde Neubauernhof. Bald darauf wurden nur die Felder und das Wohnhaus begehrt. Hof, Bergeräume und Stallungen schienen überflüssig. Das Gehöft ging an die Stadt Jena über, die es einem Reitsportverein zur Nutzung anbot. Er griff zu, doch zum Sanieren fehlte auch ihm das Geld. Erst nach der Wende ist es vom neuen Besitzer sehr aufwendig restauriert worden.

Wir vermissen zuverlässige Angaben zu diesem bedeutungsvollen Hof aus dem Mittelalter und aus der frühen Neuzeit. Ein Dorfbrand, von Frau Kruspons 1660 ausgelöst, hatte die historischen und die aktuellen Burgauer Gemeindeunterlagen vernichtet. Die Gemeinde hatte sie - um sie in unsicherer Zeit vor Raub und Vernichtung zu schützen - in der stabilen hölzernen Gemeindelade im Gemeindebrauhaus abgestellt. Doch ausgerechnet das Gemeindebrauhaus war in das Zentrum der Feuersbrunst geraten. So erreichen uns die ersten sporadischen Auskünfte zu unseren Vorfahren erst aus dem 18. Jahrhundert.

Nebenher. Der Brand hatte die Burgauer offenbar stark beeindruckt und geläutert. Seither hat Burgau nicht mehr unter Bränden zu leiden. Die Freunde der freiwilligen Feuerwehr trafen sich regelmäßig im ‚Spritzenhaus‘ auf dem Lindenberg und nach jeder Brandschutzübung ging man gemeinsam in den Gasthof „Linde“. Herr Pauland oder Manfred Bräunel spielten Zither und laut ließ die Mannschaft ihre Stimmen in den Himmel erschallen.

Das stattliche Gehöft mit kräftigem Gewölbekeller, wie es sich noch heute zeigt, geht auf das Jahr 1697 zurück. Bekannt ist, dass es von Hans Andreas Zaubitzer, fürstlicher Hof- und Schafmeister auf dem Gut Burgau, erworben wurde. Er starb 1698 und dicht drängten sich die Generationen der Kinder: Christoph, der Saalefischer, der in der Saale ertrank, Hans-Nicol, auch Saalefischer – hatte Goethe Hans-Nicols Fisch genossen? Dessen Tochter Eva, die Johann Ludwig Böhme heiratete, Maria Elisabeth Dorothea Böhme, die dann schließlich Johann Gottfried Herrmann in die Familie brachte. Nach Familie Herrmann, die folgend das Gehöft über mehrere Generationen bewirtschaftete wird es auch von vielen Burgauern noch benannt.

Ein Bauerngehöft war ein anspruchsvolles Grundstück zum Arbeiten und Leben. Nun ist es ein historisches Objekt. Die Häuser, Böden und Keller müssen ihre ursprünglichen Aufgaben nicht mehr erfüllen. Der Bewohner würdigt sie, indem er sie erhält und einer eigenen Nutzung zuführt. Ein anderthalbes Jahrhundert hatte das Gehöft unter unserer Neuzeit gelitten. Beträchtlich ist der Aufwand, um dem Gehöft seine Würde zurückzugeben und es in unserer Gegenwart zu nutzen. Es hatte unseren Vorfahren Lebensfreude verschafft und dankbar begegnen wir ihr auch in diesem Haus in den aufbereiteten Resten einer Bohlenstube, in dem gigantischen, aus regionalem Naturstein gefügtem Kellerrund und lassen uns von der monumentalen Stuckplastik in einer ruhigen Stube (Engelstube) zu den Seelen unserer Vorfahren führen. Der Künstler, der das Gesicht schuf, hatte hier im Haus zu Gast gewohnt, als er die Burgauer Kirche ausgestaltete. Die Bauernfamilie wünschte, für ewig mit ihm und seiner Kunst verbunden zu sein.

Dietmar Maetzig

 

 

Toreinfahrt und separate Personenpforte mit schön gearbeitetem Holztor bzw. -tür (Foto H. Mey 1960er oder 1970er Jahre)

 

 

 

Weiterführende Literatur

Maetzig, D. (2011): Burgauer Familie. Die Familie Herrmann. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2011: 75-78

Maetzig, D. (2015): Burgau und seine Höfe (2). – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2015: 35-101

Maetzig, D. (2018): Die Burgauer Familie Herrmann. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2018: 97-112

 

 

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Hofanlage Geraer Straße 81 (Kulturdenkmal)

 

Die ansehnliche Vierseit-Hofanlage Geraer Straße 81 mit großem Gewölbekeller und historischer Hauseingangstür mit schöner Kassettenschnitzerei wurde wahrscheinlich um 1605 errichtet und gehörte zu den ältesten und größten Bauerngütern Burgaus. Sie kündet von einer das Dorf beherrschenden Stellung ihrer Eigentümer. Der massive Torbogen, von einem mehrgliedrigen Tor verschlossen, bestärkt den Eindruck. Alles ist einfach, zweckmäßig, dauerhaft. Die vielen auf die Straße gerichteten Fenster! Was mögen sie alles gesehen haben?

 

Hofanlage Geraer Straße 81 (Foto H. Mey 1973)

 

Das Gehöft war wie das benachbarte Grundstück Geraer Straße 79 ein großes Bauerngut. Doch anders als dieses zeigt das Wohnhaus dem Dorf seine Breitseite. Auch für dieses Gehöft erhalten wir erst für das 18. Jahrhundert plausible Angaben zu den Besitzern und Bewirtschaftern. Um 1730 ist der fürstliche Rat und Jenaer Universitätsprofessor Dr. Johann Wilhelm Dietmar Eigentümer des Bauerngutes. ‚Dietmarsches Gut‘ wird das Gehöft landläufig genannt. Der Eigentümer verpachtete das Gut an einheimische oder zugewanderte Bauern. Wir kennen einige – Michael Große, Johann Georg Müller, Carl Christoph Zipfel - auch weitere. Der gut bestallte Jurist legte sein Vermögen in aktivem Grundbesitz an. Er übersah und beherrschte die einzuhaltenden juristischen Gesetze. Dietmar pachtete Land dazu, so dass der Hof mit 27 Hektar ein ansprechender Landwirtschaftsbetrieb wurde. Auch Acker vom Drackendorfer Gutsbesitzer, dem Herrn von Ziegesar, ist darunter. Dietmar verstarb. Ein Sohn, der Kandidat der Rechtswissenschaften Friedrich Christian Dietmar, trat das Erbe an. Offenbar hatte er Miterben zu befriedigen, doch er erreichte die Einkünfte seines Vaters nicht. Er verschuldet sich. Über Jahrzehnte zogen sich die Gerichtsprozesse zwischen dem Freiherrn von Ziegesar und Dietmar hin. Er konnte seine Schulden mindern, doch nicht begleichen. Schließlich erfahren wir, Frau Dillart, Böttchermeisterswitwe aus Jena, kaufte das Bauerngut und verpachtete es. Noch 1776 tat sie das. 1770 war Johann Andreas Keßler in Burgau fürstlicher Amtsverwalter und Pächter des Burgauer Gutes geworden. Er starb 1788. Der Kontakt zu Amt und Gut erlischt. 1796 wurde sein 1763 geborener Sohn Johann Ernst Anton Keßler Eigentümer des ehemaligen Dietmarschen Bauerngutes genannt. Johann Ernst Anton Keßler gewann als Burgauer Dorfrichter Einfluss auf Burgau, den er in den folgenden Jahren festigen konnte. Sein Sohn, Johann Christian Friedrich Keßler, kümmerte sich um seinen Landwirtschaftsbetrieb und bekleidete keine öffentlichen Ämter, doch zwei seiner Kinder traten wieder in das öffentliche Leben. Seine Tochter Hulda Friederike Keßler wurde die Ehefrau des Lobedaer Fleischermeisters Rodigast. Sein Sohn Gottlieb August Keßler heiratete die Frau seines Nachbarn, Henriette Friederike Jecke, und wurde bereits mit 28 Jahren der in Burgau von 1860 bis 1906 am längsten amtierende Bürgermeister. Von seinem Haus aus führte er auch seine Amtsgeschäfte. Auf Grund des Ansehens, dass er sich im Dorf erworben hatte, wurde nach seinem Tode im Jahr 1916 die Kirchgasse in Keßlerstraße umbenannt. Die drei Töchter von Gottlieb August Keßler führten keine Ehen, so dass das Erbe in der Familie weitergegeben wird. Im 20. Jahrhundert verliert das Gehöft seine landwirtschaftliche Bedeutung und wird von den Erben grundlegend modernisiert.

Dietmar Maetzig

 

 

Weiterführende Literatur

Fiebig, W. (2007): Bürgermeister Kessler und die Treffs. – In: Rohnstock, K. & R. Müller (2007): Das Dorf lebt, Bewohner erzählen Geschichten aus Burgau. – quartus-Verlag, 1. Aufl., Bucha bei Jena, S. 107-110

Maetzig, D. (2015): Burgau und seine Höfe (2). - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2015: 35-101

Maetzig, D. (2021): Burgauer (1). - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2021: 94-104

 

 

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Alte Schmiede

 

Auf das attraktive klassizistische Gebäude der ehemaligen Burgauer Schmiede treffen wir unweit der Saalebrücke. Häufig fasziniert die schmucke Hausfassade in der Geraer Straße Ortsfremde und lässt sie hinter ihr ein herrschaftliches Gebäude vermuten. Doch ihr historischer Wert liegt bei dem der Binderburg: Die Binderburg, ein attraktives neuzeitliches Wohnhaus, dass sich der Kirchenbaumeister Adolf Binder von Burgauer Handwerkern errichten ließ und die schmucke Schmiede, die sich der Schmiedemeister Johann Friedrich Heinrich Trautvetter 1804 als Wohn- und Werkhaus auf dem schmalen Lehdenstreifen zwischen dem Burgauer Burgberg und der Dorfstraße errichten ließ, sind beides Wohnhäuser. Grund und Boden an der Dorfstraße mögen knapp und von hohem Preis gewesen sein. Für Schmiedearbeiten war das Grundstück nur bedingt geeignet. Der Hof ist so klein, dass die Pferde auf dem Bürgersteig vor dem Haus beschlagen werden mussten. Allerdings auch eine übliche Praxis. Hatte der attraktive Anblick des Gebäudes über den ungeeigneten Standort hinwegzuhelfen? 1812 verkaufte Trautvetter das Grundstück an den Schmiedemeister Wilhelm Friedrich und 1818 geht es für 410 Taler von Friedrich an den Meister Georg Friedrich Schmidt. Im gleichen Jahr reicht er es für ebenfalls 410 Taler an Wilhelm Wetzel aus Roschütz weiter. Wetzel verkauft es 1824 für 350 Taler an Meister Barth. Und Barth kann das Schmiedegehöft 1835 für 700 Taler an den Schmiedemeister Gottlieb Fickert abgeben und nun bleibt es für ein anderthalbes Jahrhundert geachteter und erfolgreicher Sitz der Familie Fickert. Sie betreibt ihr Gewerbe hier erfolgreich, stellt schließlich Bürgermeister und beteiligt sich in Burgau aktiv und überlegt daran, Kultur und aufgeschlossene Lebensweise einzuführen. So war Alfred Fickert von 1906 bis zu seinem Tod 1936 Bürgermeister von Burgau. Damit diente sein Haus auch als Standesamt.

Nach dem Weltkrieg erstarb die Schmiedetätigkeit in Burgau. Auch die Sprengung der Saalebrücke im Jahr 1945 ging an dem Gebäude nicht spurlos vorbei. Das Haus war Wohnhaus und beherbergte auch einmal eine Zahnarztpraxis. Ein Einsturz des Felsens im Rücken des Gebäudes veranlasste die Eigentümer, das Gehöft in staatliche Hand zu geben. Heute ist es wieder ein Wohngrundstück in privater Hand. Nach dem Kauf durch Andreas Alster wurde es um das Jahr 2000 liebevoll saniert.

Weiter südlich stand der historische Gasthof Burgau. 1756 kauften 30 rechtsfähige Gemeindebürger die günstig am Saaleübergang gelegene Gemeindegaststätte für 1000 meißnische Gulden und verpachteten sie. Goethe hatte hier gern Saalefisch gegessen, so dass Burgau in einem Gedicht erwähnt wird und auch in die klassische Literatur eingegangen ist.

Die Lustigen von Weimar

Donnerstag nach Belvedere,
Freitag gehts nach Jena fort;
Denn das ist, bei meiner Ehre,
Doch ein allerliebster Ort!
Samstag ists, worauf wir zielen,
Sonntag rutscht man auf das Land;
Zwätzen, Burgau, Schneidemühlen
Sind uns alle wohlbekannt.

Johann Wolfgang von Goethe 1813

 

In jüngerer Zeit war sie als „Wasserelse“ beliebt. Illegal verschwand 1992 die historisch wertvolle Bohlenscheune, 2007 musste der Gasthof dem Bau der Straßenbahn weichen. Allein die 1835 erbaute Kegelhalle überlebt als Gaststätte „Am Wehr“.

 

Blick auf die Alte Schmiede von Südosten (Foto H. Mey 1960er oder 1970er Jahre)

Dietmar Maetzig

Alte Bohlenscheune am Felsen unterhalb der Burgruine Burgau (Foto H. Mey 1960er oder 1970er Jahre)

Blick auf die Gaststätte und ehemalige Kegelbahn, heute Gaststätte „Am Wehr“ (Foto H. Mey 1960er oder 1970er Jahre)

 

 

 

Weiterführende Literatur

Maetzig, D. (2015): Familie Fickert. - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2015: 11-24

Maetzig, D. (2015): Burgau und seine Höfe (2). - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2015: 35-101

Seibt, S. (2007): 750 Jahre Burgau an der Saale. Geschichtlicher Abriss 1257 bis 2007. – Burgau, 96 S.

https://www.projekt-gutenberg.org/goethe/gedichte/chap109.html

 

 

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Alte Burgauer Brücke

 

Ein Überweg über diese seichte Stelle der Saale gibt es wohl seit einigen Jahrtausenden. Wann die erste Holzbrücke gebaut wurde, ist unbekannt. 1491 folgte die erste steinerne Brücke, die der Jenaer Amtmann Hans Münch aus den Steinen der 1450 zerstörten Lobdeburg bauen ließ. Gewaltsam stellte sich Familie Puster, Besitzer der zerstörten Lobdeburg, dagegen, doch dem Staat war ein sicherer Flussübergang wichtiger. Die Burgauer Burg nutzten die Wettiner.

Ab 1544 wurden an der Brücke Geleitzoll (Straße) und Brückenzoll (Fluss) erhoben. Die Einnahmen schwankten im Laufe des Jahres zwischen 2 und 30 Gulden pro Woche. Flößer, die die Saale passierten, hatten einen Brückenzoll zu zahlen. Beim Passieren der Brücke richteten die Wasserfahrzeuge bisweilen Schäden an der Brücke an. Sie wurden mit dem kassierten Geld beseitigt. Gewöhnlich betrug der Zoll 1 ½ Pfennig pro Baumstamm. Die Brücke passierten auch Flöße mit bis zu 250 Stämmen. In einem Jahr kamen 1.100 bis über 2.400 Flöße zusammen. Der in Burgau wohnende Geleitsmann war für die Zollstelle zuständig. Das Geleit wurde im 17. Jahrhundert an Privatpersonen verpachtet, die in angesehener öffentlicher Stellung standen.

Abb. 1: Brücke um 1925 (Quelle: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/71904775/df_hauptkatalog_0119105)

 

Im Dreißigjährigen Krieg wurde 1637 die Brücke durch schwedische Truppen zerstört. Im Jahre 1706 begann der Wiederaufbau der heute noch imposanten Natursteinbogenbrücke, der 1744 abgeschlossen wurde.

Die Brücke diente dem zunehmenden Verkehr zwischen den Städten Jena und Gera und einer Vielzahl dazwischen liegender Ortschaften. Auch der Austausch zwischen Lobeda und den östlich gelegenen Ortschaften hatte zugenommen. Die schmale, in den 1930er Jahren mit einfacher Ampelregelung ausgestattete Brücke war dem einsetzenden Kraftfahrzeugverkehr nicht mehr gewachsen. 1935 wurde nebenan eine moderne Saalebrücke gebaut. 1942 folgte die Autobahnbrücke bei Göschwitz. In den letzten Kriegstagen, am 01. April 1945, wurden beide Burgauer Saalebrücken - wie auch die Autobahnbrücke - von der deutschen Wehrmacht gesprengt. Die drei zerstörten Brückenbögen der alten Burgauer Brücke überbrückte man über Jahrzehnte mit einer provisorischen Holzkonstruktion als Fußgängerbrücke. Diese musste Anfang der 1980er Jahre gesperrt werden. Die danach ungenutzte Brücke verfiel. Ab 1992 engagierte sich der „Verein zur Rettung der alten Saalebrücke Jena-Burgau e. V.“ für den Wiederaufbau der steinernen Brücke, der von 2000 bis 2004 nach historischem Original erfolgte. Die feierliche Eröffnung der für den Rad- und Fußgängerverkehr wieder nutzbaren Brücke fand am 03. Oktober 2004 statt.

 

Abb. 2: Behelfsbrücke nach der Sprengung (Foto H. Mey um 1960)

 

Die Burgauer Brücke war Ort historischer Ereignisse, spektakulärer Unfälle und grausiger Verbrechen. So fiel in der Nacht vom 19. auf den 20. Juli 1861 der Schriftsteller Ferdinand Wachter an der Burgauer Brücke einem Raubmord zum Opfer. Ende April 1932 rissen sich zwei Karussellwagen von einem Lastzug los und stürzten in die Saale (Stedtler 2012). 1921 diente sie sogar als Motive auf dem Notgeld der Stadt Lobeda. Heute ist die Brücke ein Wahrzeichen Burgaus und als Kulturdenkmal geschützt.

 

Ende April 1932 rissen sich zwei Karussellwagen von einem Lastzug los und stürzten in die Saale (Fotoautor unbekannt)

Die schmale Brücke wurde in den 1930er Jahren mit einfacher Ampelregelung ausgestattete (Fotoautor unbekannt)

 

 

Postkarte von Burgau an der Saale mit der Alten Burgauer Brücke

 

Weiterführende Literatur

Marckwardt, W. (2016): Das Geleit auf der Burgauer Brücke im 16. Und 17. Jahrhundert. - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2015: 24-31

Rohnstock, K. & R. Müller (2007): Das Dorf lebt, Bewohner erzählen Geschichten aus Burgau. – quartus-Verlag, 1. Aufl., Bucha bei Jena, 134 S.; S. 46

Rupp, M. (2024): Bemerkungen zur frühen Baugeschichte der Burgauer Brücke. - Jahrbuch für Geschichte und Naturkunde des Saale-Holzland-Kreises und der Stadt Jena 3: 10-22

Schuhmann, H. & F. Müller (2013): Die Saalebrücke Jena-Burgau. Geschichte und Wiederaufbau von 1990 bis 2004. - Band 26 der Reihe "Dokumentationen" der Städtischen Museen Jena, 127 S.

Stedtler, R. (2008/2009): Burgauer Brücken. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2008/2009: 104-107

Stedtler, R. (2012): „Die gefährliche Burgauer Brücke“. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2012: 79-83

Sturz, R. & M. Mieth (Hrsg.) (2018): JENA - Lexikon zur Stadtgeschichte. - Tümmel Verlag GmbH Berching, 888 S.; S.106

https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00029304/notgeld.pdf (aufgerufen am 25.04.2024)

https://de.wikipedia.org/wiki/Alte_Saalebr%C3%BCcke_Jena-Burgau (aufgerufen am 25.04.2024)

https://www.brueckenweb.de/2content/datenbank/bruecken/3brueckenblatt.php?bas=6219 (aufgerufen am 08.11.2024)

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Wachter (aufgerufen am 08.11.2024)

 

 

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Burgruine Burgau

 

Im 12. Jahrhundert riefen König Konrad und auch Kaiser Friedrich Barbarossa fränkische Edelfreie nach Thüringen, um die Ostgrenze ihres Reiches gegenüber anderen Völkern zu sichern. Die Gerufenen kamen und erfüllten ihren Auftrag.

Mit Reichsgut aus dem Umfeld von Lobeda hatte der Kaiser die fränkischen Herren von Auhausen belehnt. In der Mitte des 12. Jahrhunderts errichteten sie sich bei Lobeda die stattliche Lobdeburg und nannten sich fortan nach ihr die Herren von Lobdeburg. Sie entwickelten sich zu einer bedeutenden, einflussreichen Herrscherfamilie Ostthüringens. In den Jahren der größten Ausdehnung ihres Besitzes, 1220 bis 1250, erstreckte sich das Gebiet der Lobdeburger von nördlich von Jena, über die Täler der Roda, Orla, Wiesenta und Oberen Saale bis nach Elsterberg (Großkopf 1929). 1216 und noch einmal um 1220 teilte sich die Familie in mehrere Linien.

Zum Anfang des 13. Jahrhunderts errichteten die Lobdeburger auf der westlichen Saaleseite auf dem den Flussübergang überragenden Felsen zur Sicherung des Saaleübergangs eine Schutzburg, die Burg Burgau. Auf diesem günstig gelegenen Sandsteinfelsen sind bronzezeitliche Siedlungen schon vor über 2000 Jahren belegbar. Eine, der bei der Familientrennung entstandenen Linien, nannte sich die Herren von Burgau oder Burgowe. Ihr Ahnherr, Hartmann V. von Burgau, regierte die Familie von 1221 bis 1251. Die Familie besaß Burgau, den Ort Lobeda und Besitzungen um Jena, doch nicht in Jena. Die Lobdeburg blieb in der Hand des Zweiges der Lobdeburger, der fortan die Leuchtenburg bewohnte. Wohl ebenfalls zum Anfang des 13. Jahrhunderts baute die Familie die untere Lobdeburg (die Stadtburg). Sie diente der Familie der Herren von Burgau als Wohnstätte. 1267 bekunden die Brüder Hartmann und Otto von ‚Burgowe‘ dem Oberweimarer Nonnenkloster, ihm am Berg der Lobdeburg einen Weinberg verliehen zu haben. Im modernen Wettstreit, ein altehrwürdiger Ort zu sein, wurde diese Urkunde genutzt, um auf die Existenz des Ortes Burgau hinzuweisen. Zur Burg Burgau liegt ein ausführlicher Grabungsbericht von Rupp (2022) vor.

Vom Ende des 13. Jahrhunderts sind uns drei Brüder aus der Linie der Herren von Burgau bekannt. Der älteste, er nennt sich selbst „Hartmann XII. von Burgau wohnhaft zu Lobdeburg“ (1297-1353), wohnt im Lobedaer Stadtschloss und ist bestrebt durch gute Kontakte zur mächtigen Kirche seine Ländereien und Rechte in eigener Hand zu behalten. Er wird zum Vater des thüringisch-osterländischen Zweiges der Burgauer. Der letzte Beleg vom Leben des letzten Repräsentanten dieses Zweiges ist 1448 ein Schreiben des Johannes IV. von Lobdeburg-Burgau.

Ansicht der Burg Burgau von Osten (Ausschnitt aus der Federzeichnung „Das Haus Burga und das Dorf Winzerla“ von Friedrich Hortleder in Tabellarische Beschreibung des Amtes Jena, Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar, Familiennachlass Hortleder/Prueschenk Nr. 42, Bl. 91). Neben der realitätsnahen Zeichnung kursieren von der Burg auch phantasievolle Abbildungen.

 

Die Brüder von Hartmann XII. - Otto X. von Burgau (1297-1345) und Otto XI. von Burgau (1298-1350) – sahen in ihrer Burgau-Lobedaer Heimat schon frühzeitig keine Zukunft. Sie boten dem Markgrafen von Meißen - er war zugleich der Landgraf von Thüringen - ihren Anteil an der Burgauer Herrschaft und ihre Dienste an. Sie wurden ihm Berater und traten in Mitteleuropa als Diplomaten auf. 1305 war die Burg Burgau wettinisch. Der Übergang der Burg in den Besitz der Meißner Markgrafen und der Dienst der beiden Herren von Burgau bei ihnen zeugen von der erfolgreichen Expansionspolitik der Markgrafen. Die beiden Brüder erwiesen sich als geschickte Diplomaten, waren bald in Sachsen, bald in Thüringen. Man weiß, dass Otto XVI. von Burgau 1458 noch am Landtag teilgenommen hatte. Zwei Jahre später galt er als verstorben. 1460 lebte als einzige Person der Familie nur noch seine Tochter Barbara von Burgau. Sie war die letzte Lebende der gesamten Lobdeburgischen Familie.

Detaillierte Angaben zur Burg fehlen uns. 1305 war das stabile Haus auf dem Felsen, mit einer guten Anfahrt von der Rückseite her, wettinisch. 1383 war die Schutzburg zum Sitz des ersten sächsischen Verwaltungsamtes geworden, also des ältesten aller sächsischen Verwaltungsämter. Es war das Amt Burgau.

1445 teilten sich zwei wettinische Brüder ihren Familienbesitz. Wilhelm III. (Landgraf von Thüringen) bekam Jena, sein Bruder Friedrich II. (Kurfürst von Sachsen) Burgau einschließlich Lobeda und die Lobdeburg. Die aufgeteilte Region war für den Gesamtbesitz der Fürsten belanglos, doch sie bildete einen Ansatzpunkt für weitere unsinnige Streitereien, die in den sächsischen Bruderkrieg von 1446 bis 1451 führten. Die Burg Burgau wurde 1450 belagert und von einer Burgbesatzung verteidigt. Die kampflose Übergabe lehnte der Gegner ab. Die Lobdeburg und die Burg Burgau wurden im Krieg zerstört, einige Dörfer niedergebrannt und tausende Menschen getötet. Die Laune der Fürsten schlug um. Ernst und Albrecht, die Söhne und Erben des inzwischen verstorbenen Friedrich II., einigten sich mit ihrem Onkel Wilhelm auf die Anerkennung der Festlegungen von 1445. Keiner wurde zur Rechenschaft gezogen oder entschuldigte sich.

Die Burgauer Burgruine wurde wieder etwas hergerichtet und nun Schloss genannt. Sie wurde zusammen mit dem Rittergut Burgau verpachtet. Die Pächter – Familie Tröster - richteten sich in den stabilen historischen Mauern ihre Wohnungen ein.

Dann erlebte auch Burgau den Dreißigjährigen Krieg. Familie Tröster hatte Rittergut und Schloss als Mannlehen übernommen. Als Besitzer zogen sie hintereinander mit ihren Pferden in den Krieg und büßten mit ihren Leben. Vormünder verwalteten den Besitz für die Kinder. Die Burg wurde schwedischen Soldaten zum Biwak zugewiesen, die sie aus Unachtsamkeit in Brand setzten. Nun war sie nicht mehr bewohnbar. Ein Wiederaufbau gelang nach dem Krieg nicht. Die Burg Burgau verfiel und wurde zum Baumaterialspender. 1755 wurde sie schließlich abgerissen. Lediglich Reste der Grundmauern sowie der Burggräben sind noch in einem privaten Garten - auf dem Felsen über der Saale – zu finden und zeugen von der einst stattlichen Burganlage. Diese sind als Kulturdenkmal geschützt.

Dietmar Maetzig

 

Reste der Grundmauern der Burg Burgau in einem privaten Garten auf dem Felsen über der Saale (Fotoautor unbekannt)

 

Weiterführende Literatur

Fiedler, W. (2024): Die Burgauer Burg um 1630. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2024, S. 22-29

Jonscher, R. (2012): Von Ammerbach bis Zwätzen. Aus der Geschichte der Jenaer Vororte. - Bausteine zur Jenaer Stadtgeschichte 15: 480 S.

Großkopf, H. (1929): Die Herren von Lobdeburg bei Jena, ein thüringisch-osterländisches Dynastengeschlecht vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. – I. K. G. Wagnersche Buch- u. Kunstdruckerei, Neustadt a. d. Orla

Rupp, M. (2022): Die Burg Burgau bei Jena. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2022, S. 19-54

Seibt, S. (2007): 750 Jahre Burgau an der Saale. Geschichtlicher Abriss 1257 bis 2007. – Burgau, 96 S.

 

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